Wartest du noch auf den Schlussstrich?

Heute habe ich ein Lied gehört, dass mich zu diesem Beitrag inspiriert hat. Es geht darum, dass jemand einen Schlussstrich braucht, aber gleichzeitig sehnsüchtig darauf wartet, dass die Frau zurückkommt. Damit ist das lyrische Ich in einer unglücklichen Dauerschleife gefangen.

Er singt:
Ich will keine weitere schlaflose Nacht…
Kommst du mir wieder näher?
Ich habe schon zu lange auf dich gewartet.
Ich brauche einen Abschluss…
Sag mir, dass es vorbei ist.
Ich möchte dich halten.

Kommt dir diese Ambivalenz bekannt vor? Von der Dualseele oder einem anderen Partner oder Flirt kommentarlos verlassen, geghosted oder geblockt zu werden, ist für die meisten ein Drama, für manche sogar ein Trauma. Ab diesem Moment drehen sich nämlich alle Gedanken nur noch um die quälenden Fragen: „Was habe ich falsch gemacht? Liegt es an mir? Was ist denn bloß los?“

Es tut nicht nur unglaublich weh, es stellt auch alles infrage, was man zu wissen oder zu fühlen glaubte. Man hofft sehnlichst auf eine Erklärung, die den Schmerz mildert oder das angeschlagene Selbstwertgefühl heilt.

Darauf zu warten, dass der andere zu einem klärenden Gespräch bereit ist, ist in den meisten Fällen allerdings vergebliche Liebesmüh. Ganz ehrlich: Niemand, der „erwachsen“ darüber sprechen kann, legt so einen Abgang hin. In den meisten Fällen ist es Angst vor Schmerz oder Bindung, fehlende Selbstliebe oder ein zutiefst verletztes inneres Kind, was zu solch radikalen Kontaktabbrüchen führt.

Nein, du brauchst keinen Schlussstrich

Wenn du in so einer Situation festhängst, hör bitte auf, auf einen offiziellen Schlussstrich zu warten. Zu gehen – ohne ein Wort – ist der Schlussstrich. Nur, dass dir der Mensch nicht sagt, sondern sehr deutlich und unmissverständlich zeigt, dass es vorbei ist.

Mit so vielen Fragen und verletzten Gefühlen im Regen stehen gelassen zu werden, kann unendlich weh tun. Doch möchtest du ernsthaft einen Partner, der nicht in der Lage ist, zu sagen, was er will oder braucht? Der so große Angst hat, dass er klammheimlich das Weite sucht? Der dich so wenig respektiert und wertschätzt, dass er keine Worte für ein abschließendes Gespräch findet?

Heilen kann dieser Schmerz am besten durch Annahme. Indem du akzeptierst, dass der andere diesen Weg gewählt hat, ohne ihn dafür zu hassen. Gib ihm nicht die Macht über dein Leben, denn dieses Warten auf den Schlussstrich blockiert dich und deine Energie. Es verhindert, dass du Frieden mit der Sache schließt und weitergehst.

Wenn es wirklich ein Seelenpartner ist, wird er irgendwann wiederkommen. Aber bis dahin, lebe dein Leben. Entwickle dich, genieße, lebe, liebe. Warten hält dich gefangen, während Annahme dich befreit.